Am Montagetisch ist gerade Stau und generell herrscht in meiner Werkstatt ein künstlerisches Chaos. Da es hier ja nicht ums Geschäft, sondern um ein kreatives Hobby geht,
wuseln gern klampfenbegeisterte Kids als Praktikanten herum und ruinieren für eigene Projekte meine Holzvorräte. Musiker fehlen natürlich auch nicht, die sich kritisch durch die interessanten
Exemplare testen. Wer mir nicht zu sehr auf den Keks geht, darf auch eine "Scerns" mit auf die Bühne nehmen. Glücklicherweise ist die Tür zu eigentlichen Holzbearbeitung geschlossen. Da müßte
wirklich mal aufgeräumt werden...
Wer auf diesen Seiten nach ultimativen Gitarrenbau-Tipps sucht, kann gleich wieder damit aufhören. Dafür gibt es zum einen Fachliteratur zum anderen ist das Ganze sehr individuell, denn gerade über Klang lässt sich noch vortrefflicher streiten als über Geschmack. Deshalb werde ich auch nie behaupten meine „Scerns_“ klingt besser als die „XY“. Nein. sie klingt nur anders. Wem dies besser gefällt- nun denn. Für mich sind natürlich alle großartig.
Ich bin allerdings der Ansicht, daß der Klang eines Instruments im Korpusholz sitzt. Ich ecke mit dieser Meinung häufig bei Gitarristen und vor allem Pickup-Enthusiasten an. Doch ein Tonabnehmer nimmt, wie der Name schon sagt, nur den Ton ab. Was davor passiert, ist entscheidend. Gut abgelagertes resonantes Tonholz und eine entsprechende Bearbeitung „formen“ ein Instrument, egal ob Meistergeige oder E-Gitarre. Das entsprechende Material zu finden ist allerdings heute eine Kunst. Luftgetrocknetes Holz in entsprechender Qualität wird leider immer seltener. Die Lagerzeiten sind zu kurz, die Restfeuchte zu hoch. Früher galt die Faustregel: Mahagoni 25 Jahre. Bei der Geige galt: Großvater fällt den Baum, der
Enkel baut die Geige. Heute werden 5 bis 7 Jahre als „lange abgelagert“ und eine Restfeuchte um elf Prozent gern als trocken für Tonholz bezeichnet. Laut Ausbildungshandbuch Berufsschule benutzt der Zimmermann solches Holz für den Dachstuhl…
Lange Rede, kurzer Sinn: man muß sorgfältig suchen und dann auch noch ein Gespür für die Schwingungen des Holzes haben. Da heißt es buchstäblich „auf Holz klopfen“.
Tonabnehmer spielen natürlich – wie die Wahl guter Hardware – auch für mich eine wichtige Rolle. Wer Spitzenklasse sucht, kommt an Andreas Kloppmann, Harry Häussel und den anderen Pickup-Gurus nicht vorbei. Für Projekte von Kids kann man nicht so heftig zulangen, da kommen dann die „kleinen“ Garagen-Wickler ins Spiel. Auch gebrauchte Markenware kann für das erste Bauprojekt vollkommen ausreichend sein. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein nicht so toller Rumpf durch Spitzenpickups nicht besser, sondern eher noch schlechter klingt. Die Schwächen werden nur noch deutlicher hörbar.
Aber, wie gesagt, letztlich alles Geschmackssache.
Es wird ohnehin viel Voodoo betrieben, wenn es darum geht, den Klang einer E-Gitarre zu verbessern. Vieles ist teurerSchnickschnack. Gutes Einschwingen ist sicher wichtig, sei es durch Dauerspielen oder technische Hilfsmittel. Für diejenigen, die aus ihren teuren Custom-Gitarren den Klang der alten Originale herauskitzeln wollen ist sicher auch das
Kryotuning eine interessante Sache. Ich habe eine selbstgebaute Strat aus einteiliger Ulme tieffrieren lassen und bin von dem Ergebnis begeistert. Leider nicht ganz billig. Infos dazu gibt es auf der Website von george forrester guitars (siehe unter Links).